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Altes Landhaus in Burscheid Viele Geschichten beherbergt das heutige Restaurant-Café

Das Schild „Altes Landhaus“ an der Gaststätte in Flügel 3 ist keine willkürliche Bezeichnung für das stattliche Haus mit der Jahreszahl 1751 im Fachwerkgiebel:

Das heutige Restaurant-Café in Burscheid war bis Mitte des 19. Jahrhunderts das Haupthaus eines umfangreichen landwirtschaftlichen Gutes. 1808 wurde das Gebäude als „Einzelhof“ bezeichnet, der auf die von anderer Bebauung isolierte Lage hinwies.

Dann aber kam zur Landwirtschaft noch der Betrieb einer Gastwirtschaft hinzu. Erster Gastwirt in Flügel war der Fuhrmann Theodor Timmesfeld, der im Hauptberuf als Fuhrunternehmer Kohlen und Baumaterial von Deutz heraufholte. An diesen Wirt erinnerte ein auf dem Speicher des Hauses aufbewahrtes Schild: "Wer will gut bewirtet sein, kehrt bei Timmesfeld am Flügel ein." Oscar Pott, der als Nachbarsjunge mit seinen Geschwistern und Freunden oft im Haus Flügel spielte, hat das Schild gefunden und in seinen Memoiren darüber berichtet.

Spätestens 1878 übernahm Wilhelm Krüth Haus und Gastwirtschaft. Die Konzession wurde ihm am 13. April 1878 erteilt. Die Gast- und Schenkwirtschaft muss allerdings zunächst recht unbedeutend gewesen sein, denn 1880 wurde festgestellt, der Betrieb habe nur in geringem Umfang Gewerbesteuer zu zahlen.

So war unser „Altes Landhaus“ damals

Die Aufteilung des Hauses, heute das beliebte Restaurant-Café „Altes Landhaus“ in Burscheid, ist lange Zeit gleich geblieben. Rechts war das Haupthaus, links die Schankwirtschaft, auf der anderen Seite war ein Wohnraum, geradeaus ging es in die Küche. Vor den Fenstern der Gastwirtschaft war außen eine Eisenstange zum Anbinden der Pferde angebracht. Links vom Haupthaus befand sich ein großes Tor, an das sich eine Scheune oder Remise anschloss. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, war ein großer Bauerngarten, daneben gingen Wiesen hinunter bis aufs Eifgen.

Die Gaststätte unter Familie Krüth

Bis Mitte der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Gaststätte von der Familie Krüth betrieben. Zuletzt allerdings nur noch in ganz geringem Umfang als Treffpunkt der Jäger. Der Schwerpunkt lag nun wieder auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Wer jedoch dort eine Kanne Milch bestellte, konnte sich, während diese gefüllt wurde, immer noch mit einem Bier an der Theke die Wartezeit verkürzen.

Der letzte Gastwirt aus der Krüth-Dynastie, die immerhin fünf Generationen überdauert hatte, war Friedrich Krüth, der 1976 nach einem tragischen Verkehrsunfall verstarb.

Nach seinem Tod wurden die Gaststättenräume zunächst als Wohnung genutzt. 1979 wurde das Haus in Burscheid umgebaut; seitdem ist die Gaststätte verpachtet und zum "Alten Landhaus" geworden. Auf der Rückseite des Hauses wurde ein Trakt aus verputztem Backstein angebaut, in dem sich heute die Küche befindet.

Das heutige Restaurant-Café „Altes Landhaus“ in Burscheid

2001 wurde das Haus mit Ausnahme des Fachwerkgiebels mit der Jahreszahl 1751 (dem Datum der Erbauung des Hauses) verschiefert; die Fenster wurden erneuert. Typisches Merkmal des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden „Alten Landhauses“ ist die Vorderfront mit ihren fünf Fenstern und der leicht vorgezogenen und mit einem Giebelhäuschen versehenen zweiten Achse von rechts.

In dieser Achse befindet sich auch die schöne barocke Eingangstür, die von zwei Dielenfenstern flankiert wird. Ein weiterer Eingang an der Fachwerk Giebelseite erleichtert den Zugang vom Parkplatz aus. Die alten Scheunen und Ställe sind abgerissen. In der ehemaligen Remise befindet sich heute eine Tierarztpraxis.

Zusammengestellt von der Heimatforscherin Marie-Luise Mettlach.

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